1989 ist die fernmeldetechnische Versorgung der DDR-Bevölkerung vollkommen unzureichend. Am 1. Januar 1990 existieren in der DDR 1.826 Mio. Fernsprechanschlüsse, von denen etwa 60 % in privaten Haushalten eingerichtet sind. Gleichzeitig haben zu diesem Zeitpunkt über eine Million Menschen Anträge auf Einrichtung eines Telefonanschlusses gestellt. In ländlichen Gebieten ist die telefonische Versorgung vor allem durch Telefonzellen gewährleistet. Am 1. Dezember 1989 sind im innerdeutschen Fernsprechverkehr 1.461 Leitungen aktiv, von denen nur 206 aus der DDR abgehen. Moderne Kommunikationstechnologien wie Funktelefone oder Mobilfunk existieren in der DDR zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht. In Westdeutschland sind diese Technologien zu dieser Zeit aber auch noch nicht flächendeckend verbreitet. Schon vor den Volkskammerwahlen entwickelt das MPF Strategien zum Aufbau von Fernsprechnetzen und flächendeckenden Telefonanschlüssen. Der bereits im Januar 1990 gegründete deutsch-deutsche Unternehmensausschuss für den Bereich Telekom koordiniert die Vorhaben. Vorbild für die technische Umsetzung und den Ausbau des Fernmeldewesens ist das Netz der Bundesrepublik.
Protokoll der dritten Beratung des Unternehmensausschusses Telekom vom 22./23. Juni 1990.
Quelle: Privatarchiv Hans-Jürgen Niehof (pdf)Positionspapier zur Bewertung von Gesprächen mit bundesdeutschen Firmen zum Aufbau eines modernen Telekommunikationsnetzes in der DDR vom 6. März 1990.
Quelle: Privatarchiv Hans-Jürgen Niehof (pdf)Aufstellung der Versorgungsziele für den Bereich Telekommunikation vom August 1990.
Quelle: Privatarchiv Hans-Jürgen Niehof (pdf)In Hinblick auf die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion und die deutsche Einheit werden in Absprache mit dem BMPT verschiedene Sofortmaßnahmen zur Verbesserung des Fernsprechverkehrs eingeleitet. Diese beinhalten:
Die Währungsumstellung zum 1. Juli 1990 macht die schnelle Umrüstung aller DDR-Münzfernsprecher notwendig, da diese nicht für die Nutzung von DM-Münzen ausgelegt sind. Die Umstellung kostet etwa 10 Millionen Mark der DDR.
„Telekom 2000“
Noch im Juni 1990 entwickelt die Deutsche Post in Absprache mit dem BMPT das Förderprogramm „Telekom 2000“, das ein Investitionsvolumen von 60 Milliarden DM umfasst. Damit sollen bis zum Jahr 1997 folgende Verbesserungen im Fernmeldenetz auf dem Gebiet DDR erreicht werden:
Grobkonzept für das Entwicklungsprogramm „Telekom 2000“, Juni 1990.
Quelle: Privatarchiv Hans-Jürgen Niehof (pdf)Vom Ministerium für Post- und Fernmeldewesen verfasste Argumentationshilfe für den Ausbau der Telekommunikationsleistungen zur Durchführung von Presse- und Hintergrundgrundgesprächen vom 11. Juni 1990.
Quelle: Privatarchiv Hans-Jürgen Niehof (pdf)