Lothar de Maizière, Mitglied der ostdeutschen CDU, ist der erste und zugleich letzte demokratisch gewählte Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik. Von April bis Oktober 1990 steht er einer Koalitionsregierung vor, die nur ein großes Ziel verfolgt: Die Herstellung der deutschen Einheit.
Biografie
Lothar de Maizière entstammt einer traditionsreichen Familie und wird am 2. März 1940 als zweites von vier Kindern in Nordhausen (Thüringen) geboren. Nach dem Abitur studiert er von 1958 bis 1965 das Fach Viola an der Hochschule für Musik in Ost-Berlin. In den Jahren 1965 bis 1975 spielt er in mehreren Orchestern, z.B. im Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester. Aufgrund gesundheitlicher Probleme muss er seinen Musikerberuf aufgeben. Er studiert noch einmal und wird nun – wie viele seiner Vorfahren – Jurist. Nach dem Abschluss seines Jurastudiums arbeitet de Maizière ab 1976 im Kollegium der Rechtsanwälte in Berlin. Daneben engagiert er sich in der evangelischen Kirche, wo er 1986 zum Vizepräses der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen ernannt wird.
Seine politische Karriere beginnt in der Umbruchszeit der Friedlichen Revolution: Einen Tag nach dem Mauerfall übernimmt Lothar de Maizière am 10. November 1989 den Vorsitz der Blockpartei CDU. Das Amt wird ihm angetragen, gerade weil er bis dahin in der Partei nicht politisch aktiv gewesen ist und als „unbelastet“ gilt. Kurz darauf wird er am 18. November zum Minister für Kirchenfragen in die neue von Hans Modrow geführte Regierung berufen. Im Vorfeld der Volkskammerwahl am 18. März 1990 tritt Lothar de Maizière als Spitzenkandidat des konservativen Wahlbündnisses „Allianz für Deutschland“ an. Als erster frei gewählter Ministerpräsident der DDR führt Lothar de Maizière die DDR in die deutsche Einheit.
Mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 wird Lothar de Maizière zum Bundesminister für besondere Aufgaben ernannt. Bei der Bundestagswahl im Dezember 1990 zieht er über die Landesliste Brandenburg der CDU erneut in den Bundestag ein, aus dem er am 15. Oktober 1991 ausscheidet.
Auch in der CDU übernimmt Lothar de Maizière neue Aufgaben. Am 2. Oktober 1990 wird er Mitglied des Präsidiums sowie stellvertretender Vorsitzender der gesamtdeutschen CDU. Ende 1990 werden Vorwürfe laut, er habe unter dem Decknamen „Czerni“ als inoffizieller Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet. Er bestreitet die Vorwürfe, zieht sich aber dennoch aus der Politik zurück.
Bis heute arbeitet Lothar de Maizière wieder als Rechtsanwalt in Berlin und engagiert sich gesellschaftlich. Er ist Mitbegründer und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft, Vorsitzender der Stiftung Denkmalschutz Berlin und zweiter Vorsitzender von Werkstatt Deutschland e. V. Seit 2005 hat er den Vorsitz im deutschen Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs.