Der Einigungsvertrag wird am 31. August 1990 von den Verhandlungsführern der DDR und der Bundesrepublik in Ost-Berlin im Kronprinzenpalais Unter den Linden unterschrieben. Darin ist festgelegt, dass der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes am 3. Oktober 1990 um 0:00 Uhr erfolgt. Zugleich wird das Beitrittsdatum als „Tag der Deutschen Einheit“ zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Nach der Zustimmung von Volkskammer und Bundestag steht endgültig fest: Erstmals am Mittwoch, den 3. Oktober 1990, haben alle Deutschen frei.
Die zentralen Feierlichkeiten finden am 3. Oktober 1990 zwischen dem Reichstag und dem Alexanderplatz statt. Im Vorfeld berichtet der Rundfunk im Amerikanischen Sektor (RIAS) von den Erwartungen einer Ost-Berliner Familie und von Ost-Berliner Schülerinnen und Schülern. Jedoch nicht nur in Berlin, sondern auch entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze und in den großen Städten der DDR sind Feierlichkeiten geplant.
Der zentrale Festakt der DDR-Regierung ist auf den 2. Oktober 1990 terminiert, während die Feierlichkeiten der Bundesregierung am 3. Oktober in der Berliner Philharmonie stattfinden. Mit dem Beitritt enden die alliierten Sonderregelungen für Berlin. Am Morgen des 2. Oktober 1990 werden der britische, amerikanische und französische Stadtkommandant verabschiedet.
Mit dem 2. Oktober wird auch die Nationale Volksarmee (NVA) aufgelöst. Die NVA-Angehörigen werden aus ihren bisherigen Verpflichtungen entlassen und unter die Führung des Bundeswehrkommando-Ost gestellt. Auch die diplomatische Vertretung der DDR in Bonn und die ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin stellen ihre Tätigkeiten ein.
Übersicht über alle Festlichkeiten in Berlin anlässlich des ersten „Tag der Deutschen Einheit“ am 3. Oktober 1990.
Quelle: Bundesarchiv, DC 20 / 6026, pag. 110-113 (pdf)Protokoll der letzten Volkskammersitzung am 2. Oktober 1990.
Quelle: Deutscher Bundestag, Protokolle der 10. Volkskammer der DDR, 38. Tagung (pdf)Auflösung des Parlaments
Am 2. Oktober 1990 tagt die 10. Volkskammer im Staatsrats Gebäude zwischen 17:10 Uhr und 18:45 Uhr zum letzten Mal. In der als Festsitzung angelegten Tagung geben die Fraktionsvorsitzenden Günther Krause (CDU/DA), Gregor Gysi (PDS), Rainer Ortleb (FDP), Jürgen Schwarz (DSU) und Jens Reich (Bündnis 90/Grüne) eine abschließende Erklärung zum Ende der zehnten und letzten Legislaturperiode der DDR-Volkskammer ab.
Volksfest und Festakt
Zwischen Alexanderplatz und dem Bebelplatz an der Staatsoper wird am frühen Abend des 2. Oktober das „Fest der Einheit“ eröffnet. Drei Stunden später beginnt um 21:00 Uhr im Schauspielhaus am Platz der Akademie der gemeinsame Festakt von Volkskammer und DDR-Regierung. Musikalisch umrahmt wird der Festakt von der Leipziger Philharmonie, die Beethovens 9. Sinfonie unter der Leitung von Kurt Masur aufführt. An dem Festakt nehmen unter anderem Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl teil. Zahlreiche westdeutsche Parlamentarierinnen und Parlamentarier reisen zudem am Vormittag mit dem ersten Lufthansa-Flug nach Berlin seit 1945. Bis dahin durfte der Zivilluftverkehr zwischen Westdeutschland und West-Berlin ausschließlich durch US-amerikanische, britische und französische Fluggesellschaften durchgeführt werden.
Im Anschluss an den Festakt im Schauspielhaus beginnen um 23 Uhr die Feierlichkeiten vor dem Reichstag mit einem Musikprogramm. Um Mitternacht wird die bundesdeutsche Flagge gehisst und die Freiheitsglocke geläutet. Nationale und internationale Fernsehsender übertragen den Festakt und das anschließende Feuerwerk live in die ganze Welt. Die Mitglieder beider deutscher Regierungen und Parlamente verfolgen den Festakt auf einem Empfang im Reichstag.
Am Morgen des 3. Oktober 1990 findet der gesamtdeutsche Staatsakt zur Feier der deutschen Einheit in der Berliner Philharmonie statt. In seiner Ansprache mahnt Bundespräsident Richard von Weizsäcker:
„Aus ganzem Herzen empfinden wir Dankbarkeit und Freude – und zugleich unsere große und ernste Verpflichtung. Die Geschichte in Europa und in Deutschland bietet uns jetzt eine Chance, wie es sie bisher nicht gab. Wir erleben eine der sehr seltenen historischen Phasen, in denen wirklich etwas zum Guten verändert werden kann. Lassen Sie uns keinen Augenblick vergessen, was dies für uns bedeutet.“
Als weitere Rednerinnen und Redner treten Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die ehemalige Präsidentin der DDR-Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl und Bundesratspräsident Walter Momper auf.
An den Feierlichkeiten in Berlin nehmen hunderttausende Menschen teil. Die Eindrücke des Tages sind in zahlreichen privaten Fotografien und Filmen festgehalten, die eine persönliche Perspektive auf die Ereignisse eröffnen.