Bei den Olympischen Spielen in Mexiko-City im Sommer 1968 gelingt es der DDR erstmals, mehr Medaillen zu erringen als die Bundesrepublik. Seit 1976 liegt die DDR zudem bei allen Winter- und Sommerspielen im Medaillenspiegel vor den USA. Die Erfolge sind einerseits Resultat der gezielten Förderung medaillenintensiver Sportarten wie Schwimmen oder Leichtathletik, andererseits fußen sie auf flächendeckendem Doping. Nach außen setzt sich die DDR gegen Doping ein. Der DTSB verfügt sogar über ein eigenes nationales Antidopingprogramm. Insgeheim wird jedoch in fast allen olympischen Sportarten mit illegalen Mitteln nachgeholfen. Davon betroffen sind zahlreiche minderjährige Sportlerinnen und Sportler, denen die Dopingmittel in der Regel ohne ihr Wissen verabreicht werden. Neben den Sportfunktionären ist das MfS bei der konspirativen Durchsetzung und Kontrolle des flächendeckenden Dopingsystems entscheidend beteiligt.
Die Enthüllungen des 1988 geflüchteten DDR-Skispringers und Sportarztes Hans-Georg Aschenbach über das flächendeckende Dopingsystem in der DDR lösen im Juni 1989 in der westdeutschen Gesellschaft große Empörung aus. Mit einer groß angelegten Diffamierungskampagne bemüht sich die DDR, die Vorwürfe von Aschenbach zu entkräften.
Die politischen Umbrüche in der DDR und die Einsetzung der neuen DDR-Regierung im April 1990 lassen jedoch immer mehr Details über die Dopingpraxis ans Licht kommen. Zahlreiche Beteiligte berichten gegenüber westlichen Medien von ihrem Insiderwissen. Um Details über das DDR-Doping zu verschleiern, versuchen einige DDR-Sportfunktionäre und Wissenschaftler kompromittierende Unterlagen systematisch zu vernichten. Bereits am 27. November 1989 erlässt der Chef des Amtes für Jugend und Sport, Günter Urbach, der gleichzeitig als langjähriger Chef des Forschungsinstituts für Köperkultur und Sport (FKS) amtiert, eine Weisung an alle Leiter unterstellter Einrichtungen im Sportwesen. Darin weist er an, alle Verschlusssachen zu vernichten, die nicht mehr benötigt werden.
Bei ihrem Amtsantritt werden der Ministerin für Jugend und Sport nur wenige Akten zum Thema Doping übergeben, zudem sind zahlreiche Bestände zu diesem Zeitpunkt bereits vernichtet. Erst Ende November 1990 wird das gesamte Ausmaß des Dopings in der DDR für die Öffentlichkeit sichtbar. Der ehemalige stellvertretende Leiter des Sportmedizinischen Dienstes (SMD), Manfred Höppner, äußert sich in einem Interview mit einem Nachrichtenmagazin über zahlreiche Details des DDR-Dopingssystems, für dessen Entwicklung er teilweise verantwortlich war. Zudem legt er erstmals umfangreiche Aktenbestände vor, die den endgültigen Beweis für das flächendeckende DDR-Doping erbringen.
Parallel zu diesen Entwicklungen sichern die ehemalige Leichtathletin Brigitte Berendonk und ihr Ehemann Werner Franke, ein Professor für Zell- und Molekularbiologie, zahlreiche Unterlagen zum DDR-Doping in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow. Im Herbst 1991 werden die Dokumente in der Publikation „Doping-Dokumente. Von der Forschung zum Betrug“ veröffentlicht, die erstmals einen systematischen Überblick über das DDR-Dopingsystem erlaubt. Trotz intensiver Forschungen zum Doping in der DDR und Versuchen Funktionäre, Ärzte und Trainer zur Verantwortung zu ziehen, ist das gesamte Ausmaß der Manipulationen bis heute unbekannt. Zudem bekleiden belastete Trainer und Funktionäre noch immer Ämter in verschiedenen deutschen Sportverbänden.