Als Nachfolger des Sekretariats des Ministerrates der DDR wird am 13. April 1990 der Posten des Ministers im Amt des Ministerpräsidenten neu geschaffen. Zum Minister wird Klaus Reichenbach ernannt. Um eine einfachere Verständigung und leichtere Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR zu gewährleisten, wird die Struktur der DDR-Regierung nach dem Vorbild der Bundesregierung umgestellt. Der Ministerposten im Amt des Ministerpräsidenten entspricht hierbei dem Posten des Bundeskanzleramts-Chefs, der zu dieser Zeit von Rudolf Seiters bekleidet wird.
Beschluss des Ministerrates über die Bildung neuer Ministerien und die Festlegung neuer Arbeitsbereiche.
Quelle: GBl. I 1990 Nr.30, S. 276-277.In seiner zweiten Sitzung beschließt der Ministerrat einen vorläufigen Geschäftsverteilungsplan, in dem die wichtigsten Aufgaben des Amtes festgelegt sind:
„Das Amt des Ministerpräsidenten ist zuständig für die Federführung und Koordinierung der Verhandlungen über den Staatsvertrag mit der Bundesrepublik Deutschland und die deutsche Einheit […]“
Zur Tätigkeit von Klaus Reichenbach gehören zudem neun Geschäftsbereiche, die zentral für die erfolgreiche Umsetzung der Regierungspolitik sind:
Ebenfalls dem Amt des Ministerpräsidenten zugeordnet sind wichtige Regierungsstellen, wie der Regierungssprecher oder der Arbeitsstab Deutsche Einheit. Dessen Leiter, der Parlamentarische Staatssekretär Günther Krause, ist zuständig für die Führung und Koordinierung der Verhandlungen zum Einigungsvertrag. Die Staatssekretäre Lothar Moritz und Gottfried Klepel sind verantwortlich für politische Grundsatzangelegenheiten sowie für Innen- und Wirtschaftspolitik. Zum Regierungssprecher und Staatssekretär wird Matthias Gehler berufen. Zwei von nur insgesamt vier Staatssekretärinnen in der gesamten Regierung sind im Amt des Ministerpräsidenten angesiedelt: Almuth Berger und Petra Erler. Letztere leitet die interministeriellen Arbeitsgruppen „Europäische Gemeinschaft“ während Almuth Berger als Ausländerbeauftragte fungiert.
Information über die Geschäftsverteilung der Regierung der Deutsche Demokratischen Republik, ohne Datierung.
Quelle: BArch, DC 20 / 11777, pag. 2-15 (pdf)Organigramm des Amtes des Ministerpräsidenten vom 15. Juni 1990.
Quelle: BArch, DC 20 / 19361, pag. 1-2. (pdf)Übersicht über die Mitarbeiter im Amt des Ministerpräsidenten, ohne Datierung.
Quelle: BArch, DC 20 / 9265, pag. 2-4 (pdf)Insgesamt verfügt das Amt, inklusive seiner nachgeordneten Einrichtungen, über 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nach dem 2. Oktober 1990 übernimmt das Bundeskanzleramt die Räumlichkeiten des Ministerpräsidenten und eröffnet eine Außenstelle im Alten Stadthaus am Berliner Molkenmarkt.
Der Amtssitz des Ministers im Amt des Ministerpräsidenten
Das 1911 in Berlin-Mitte eröffnete Alte Stadthaus dient zwischen den Jahren 1956 und 1990 als Amtssitz der Ministerpräsidenten der DDR. Nach der Auflösung des Amtes des Ministerpräsidenten ziehen die Außenstelle des Bundeskanzleramtes und die Außenstelle des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung (heute Bundesministerium für Arbeit und Soziales) in das Gebäude ein.
Klaus Reichenbach wird am 22. September 1945 in Altenburg, in der Nähe von Leipzig, geboren.
Die Staatssekretäre im Amt des Ministerpräsidenten: Günther Krause, Matthias Gehler, Lothar Moritz, Gottfried Klepel, Almuth Berger, Petra Erle...
In der konstituierenden Sitzung des Ministerrates werden die Grundlagen der Arbeitsabläufe der neuen Regierung festgelegt:
Neben der organisatorischen Betreuung der Regierungsgeschäfte spielt die Beschaffung und Bereitstellung von Informationen für den Ministerpräsiden...