Schon früh setzen sich westdeutsche Parteien für Kooperationen mit oppositionellen Gruppen und später auch mit den ehemaligen Blockparteien in der DDR ein. Da sowohl der Regierung Modrow als auch dem Zentralen Runden Tisch jegliche demokratische Legitimation fehlt, werden Neuwahlen vereinbart. Als Termin für die Volkskammerwahl wird zunächst der 6. Mai 1990 festgesetzt.
Aufgrund der anhaltenden massenhaften Abwanderung von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern, der stetig prekärer werdenden Wirtschaftslage und politischer Instabilität verständigen sich die Regierung Modrow und der Zentrale Runde Tisch auf eine Vorverlegung des Wahltermins auf den 18. März 1990.
Ergebnisse der 10. Sitzung des Rundtischgespräches am 29. Januar 1990 in Ost-Berlin. Unter Punkt 10 wird die Vorverlegung der Volkskammerwahlen auf den 18. März 1990 bekannt gegeben.
Quelle: BArch, DA 3/10, pag. 9-16 (pdf)Beschlussvorlage der Arbeitsgruppe Wahlgesetz und Reaktionen auf die Vorverlegung der Wahlen auf den 18. März 1990.
Quelle: BArch, DA 3/11, pag. 29-32 (pdf)Öffentliche Erklärung des Neuen Forum auf die Vorverlegung der Wahlen vom 5. Februar 1990
Quelle: BArch, DA 3/93, pag. 25 (pdf)Beschluss der Volkskammer in Vorbereitung zur Volkskammerwahl vom 5. Februar 1990.
Quelle: Gesetzblatt der DDR 1990, Teil I, Nr. 8, S. 43-44 (pdf)Gesetze und Beschlüsse zur Volkskammerwahl: Gesetz über die Wahlen zur Volkskammer der DDR; Wahlordnung; Beschluss über die Bildung der Wahlkommission; Beschluss über die Bildung eines Präsidiums der Wahlkommission; Parteiengesetz.
Quelle: Gesetzblatt der DDR 1990, Teil I, Nr. 9, S. 59-74 (pdf)Ein ungleicher Wahlkampf
Schnell gründen sich Wahlbündnisse. Die CDU-Ost, die Deutsche Soziale Union (DSU) und der Demokratische Aufbruch (DA) schließen sich zur „Allianz für Deutschland“ zusammen. Im Bund Freier Demokraten (BFD) versammeln sich die liberalen Parteien der DDR. Beide setzen sich für eine rasche Vereinigung ein.
Das Wahlprogramm der SPD-Ost zielt ebenfalls auf die Einleitung der ersten Schritte zur deutschen Einheit ab. Aus dem Zusammenschluss der Bürgerrechtsbewegungen „Neues Forum“, „Initiative Frieden und Menschenrechte“ sowie „Demokratie Jetzt“ entsteht das „Bündnis 90“. Im Wahlkampf tritt das Bündnis für eine wechselseitige Anpassung von Ost und West ein und fordert eine behutsame Vereinigung. Die PDS hingegen wirbt für die Bildung einer konföderativen Struktur, bei der die Eigenstaatlichkeit von Bundesrepublik und DDR gewahrt werden soll. Während einige der neu gegründeten Parteien massiv von ihren Partnern in der Bundesrepublik unterstützt werden, kann die PDS auf ihre alten Organisationsstrukturen zurückgreifen. Die ursprünglichen Gruppen der Oppositionsbewegung haben im Wahlkampf hingegen eine eher schwache Position. Sie bekommen nur geringe Unterstützung aus dem Westen und verfügen nicht über die nötigen finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen ihrer Mitbewerber.
Der nur siebenwöchige Wahlkampf ist geprägt von zahlreichen Besuchen westlicher Politikerinnen und Politiker in der DDR.
An der ersten demokratisch organisierten Volkskammerwahl in der DDR beteiligen sich am 18. März 1990
93,4 % der Wahlberechtigten. Gewinner ist, entgegen den allgemeinen Erwartungen, die „Allianz für Deutschland“ mit einem Stimmenanteil von 56,1 %. Als zweistärkste Kraft erhält die SPD 21,9 %. Auf dem dritten Rang folgt die PDS mit 16,4 % Stimmenanteil. Die eigentlichen Initiatoren der Friedlichen Revolution erzielen lediglich 2,9 % der abgegebenen Stimmen. Damit spricht sich die eindeutige Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger für eine möglichst rasche Vereinigung der DDR mit der Bundesrepublik aus. Die Haltung der Parteien zur deutschen Einheit hatte sich als wahlentscheidend erwiesen.